Coswig - an der Elbe gelegen und alles auf einem Haufen: ältestes Gebäude Sachsen- Anhalts (Kirche), Schloss und Rathaus. Charmant ist es hier trotzdem nicht. Dafür gibt es den größten
Kreisverkehr, den ich kenne. Er geht einmal rum um die Innenstadt!
Die Kirche ist beeindruckend. Es gibt Logen! Reiche Familien haben eigene Eingänge gehabt, durch die sie unbemerkt in ihre Logen (kleine Kammern links und rechts neben dem Altarraum), schlüpfen
konnten und ohne das gemeine Volk zu berühren, der Predigt lauschen konnten. Wie dekadent!
Herr Köbel strahlt uns an, nimmt Leo mit auf den Turm, lässt alle Fakten raus aus dem Kopf, strahlt und erzählt. Er ist hier im Ort aufgewachsen und hat seine Kindheit in dieser Kirche verbracht,
denn sein Vater war Dachdeckermeister. Die Kirche, ihre Restaurierung, ihre Seele und ihre Kümmernisse sind Herrn Köbel unter die Haut gekrochen und alles muss raus. Wir lauschen gerne. Er hätte
Erzählstoff für Stunden gehabt. Ein beiderseitiges Glück, dass wir ihn hier getroffen haben. Er möchte uns gerne noch ins Schloss lotsen. Ein geschlossener Ort, der nun restauriert wird. Aber
Herr Köbel kennt den Hausmeister. Der reagiert nicht auf sein Rufen. Naja - Mittagspause.. So dirigiert er uns "nur" in ein Café, wo wir Käsekuchen essen.
Weiter nach Wörlitz. Gartenparadies und Renovierungsperle. Ein Riesenareal aus Zuckergussgebäuden, Wasserlandschaft und Park, momentan nur von Enten, Reihern, Kormoranen, Störchen und einer Hand-
voll kälteresistenter Menschen bevölkert.
Ich wette, dass nächtens der Fuchs übers Eis trippelt, dem Entengeruch hinterher, die kalten Pfoten schneller hochnehmend als aufsetzend. Fuchs, du herzgesichtiges Tierchen im Gegenlicht...
festgefroren in meinem Kopf ist die Szene der Anfahrt.
Sofort hinter der Grenze des Gartenareals, in das Unsummen geflossen sein müssen, werden die Häuser wieder schlammgrau und sie ziehen sich die Straßen entlang, ohne dass ein Geschäft die
gleichförmige Tristesse unterbrechen würde.